Mittwoch, 25. Juni 2014

Rescue Me

Wenn ich in den Spiegel schaue, sehe ich meist den Menschen, den ich sehen möchte.
Es hat lange gedauert, das zu erreichen, aber nun bin ich bis auf Kleinigkeiten mit mir zufrieden - aber die gehören eben zu mir, auch an sie habe ich mich gewöhnt.

Doch kaum habe ich nicht mehr mich selbst als Gegenüber, beginnt dieses Selbstbewusstsein zu bröckeln. Obwohl ich mich wesentlich wohler in meiner Haut fühle, als noch vor einigen Monaten, spüre ich noch immer das irgendwas falsch ist, manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich echt bin.

In den letzten Wochen habe ich einige Dinge über mich gehört, die mich in meinem Selbstbild noch mehr verwirrt haben, sodass ich nun kaum noch sagen kann, wer ich bin - und wer ich sein möchte.

"Ich kann mir dich überhaupt nicht mit einer Freundin vorstellen."
 - natürlich bin ich zunächst verärgert, wie oft musste ich das schon hören. Ich sei nicht interessant für Frauen, ob ich denn nicht ohnehin schwul sei. Ich hasse es.
Aber es kam anders:
"Nein so meinte ich das nicht. Ich kann mir nur überhaupt kein Bild davon machen, auf was für Typen von Frauen du stehst."
Eine Frage, die ich mir selbst lange gestellt habe und auf die ich eine zufriedenstellende Antwort gefunden habe: Ich lege mich nicht fest, ich möchte mich nicht einschränken.
Die Welt ist groß und mein Geschmack ist vielfältig. Die Liebe ist unberechenbar und ich möchte ihr nicht mit eingemeißelten Frauenbildern im Wege stehen. Selbst in meinem jungen Alter habe ich dafür schon zu viele Überraschungen erlebt.
"Das passt zu dir, aber ich könnte das nicht. Du bist immer so gelassen und offen für alles. Es beeindruckt mich immer, wie du alles einfach auf dich zukommen lässt. Machst du dir überhaupt über irgendetwas Sorgen?" 
- Immer und über alles, aber das sage ich nicht.
Diese Darstellung meiner Persönlichkeit verwundert und begeistert mich, denn sie beschreibt genau das, was ich möchte. Nur glaube ich, dass ich davon noch weit entfernt bin. Zu oft verstelle ich mir selbst den Weg durch meine Unsicherheit, meine Selbstzweifel. Was wenn? Wie soll ich das machen? Und danach? Kannst du das?

Doch sie sieht mich so. Und sei es nur, weil ich ein guter Schauspieler bin, es macht mich ein wenig stolz und vor allem motiviert es mich, weiter zu dem Menschen zu werden, den ich im Moment noch spiele.

Trotzdem war ich die letzten Wochen in sehr negativer Stimmung und hatte häufig keine Lust, irgendwen zu sehen. Dabei gab es dazu nicht den geringsten Grund - im Gegenteil, insbesondere die letzten drei Wochen waren wirklich großartig.

Letzten Sonntag kam dann aber noch eine andere Meinung dazu, die mich sehr beschäftigt und nun dazu verleitet hat, diesen Eintrag zu schreiben.
"Du bist wahrscheinlich sein bester Freund, aber irgendwie bist du auch nur so etwas wie eine zweite Version von ihm." 
Das kann ich noch immer nicht begreifen. Es gibt vieles, was ich mir selbst vorwerfe und ja, ich gestehe, früher habe ich dazu geneigt, andere zu kopieren. Aber nicht so und nicht heute.
Ich setze diese Aussage gleich mit der Unterstellung, dass ich keinen Charakter hätte. Und das ist gerade eine der schlimmsten Beleidigungen, die ich mir vorstellen kann. Dieser eine, klitzekleine Satz stellt alles in Frage, was ich in den letzten Jahren erreicht habe, alles wofür ich mit mir selbst gekämpft habe.
Um dem ganzen eine Krone aufzusetzen, implizierte der weitere Verlauf des Gesprächs, dass ich nicht nur eine Kopie sei - nein ich sei auch eine schlechte Kopie! V2.0, die alles schlechter macht.
Wozu existiere ich dann überhaupt? Wenn ich doch in besserer Ausführung ersetzbar bin?

Damit wären wir wieder bei dem ersten Gespräch. Ich denke über alles nach. Ich sorge mich um alles.  Nichts, was ihr über nicht sagt, bewegt mich nicht. Nichts was ihr über mich sagt, geht an mir vorbei. Und nichts, was ihr über mich sagt, vergesse ich.

Aber was auch immer es ist, ich lerne mit jedem Mal dazu und ich werde nicht zulassen, dass man mich zu weniger macht, als ich bin.

Ich bin einzigartig und ich werde alles erreichen, was ich mir vornehme.

Und wenn du nicht daran glaubst, dann springe doch bitte jetzt von der nächstgelegenen Brücke.
Danke

https://www.youtube.com/watch?v=DblBICKEG7I&index=4&list=PL9D55Ff_wEZESZ8Dn62KcW5pT6npJYqDf&pxtry=1


Dienstag, 27. Mai 2014

Lasst doch mal die Moschee im Dorf!

Ein Thema, welches mich schon seit Langem beschäftigt. Heute wurde es mir wieder präsent und ich habe ich mich so aufgeregt, dass ich einfach meinen Senf dazugeben muss, ohne mich an der öffentlichen Diskussion auf Facebook beteiligen zu müssen.

Für alle, die nicht aus meiner Gegend kommen, ein kurzer Überblick:
In meiner kleinen 18000-Seelen Heimatstadt soll eine Moschee gebaut werden. Die ortsansässige Gemeinde setzt sich dafür seit Jahren ein, der erste Versuch scheiterte, jetzt folgt der zweite.
Geplant ist ein Gebäude mit zwei 13 Meter hohen Minaretten (ohne Lautsprecher) auf einem - nennen wir es "Berg" - am Ortseingang.

In Folge dessen hat sich eine Bürgerbewegung gegen den Bau gegründet, welche bis dato offensichtlich 2400 Unterschriften wahlberechtigter Bürger gesammelt hat.

Also gehen wir die Sache mal durch:
Der einzige nennenswerte Grund gegen den Bau ist die Lage:


"[Die Bürgerbewegung] ist für Religionsfreiheit, aber sie lehnt den Moschee-Bau dort auf dem Reitstück mit den 13 m hohen Minaretten "in dieser Form" ab, weil er das in Jahrhunderten gewachsene Bild unser Stadt mit ihren Kirchen- und Klostertürmen total ändern würde.


Ja, dem stimme ich zu, das Gebäude würde das Stadtbild in der Tat wesentlich verändern. Einreisende sehen fast sofort die Moschee. Und die Klostertürme. Und die Kirchentürme. Und die Sparkasse. Im übrigen alle höher als 13 Meter. Die Sparkasse wurde sogar erst im letzten Jahrhundert gebaut.. na hör mal, wäre ich damals schon auf der Welt gewesen, hätte ich erstmal ordentlich auf die Kacke gehauen! Das geht ja gar nicht, totale Veränderung des Stadtbildes!


"Sie ist für Religionsfreiheit, aber [...]"


Womit wir auch schon beim zweiten und letzten Grund gegen den Bau wären - verdammte Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und brauner Schleim im Hirn!
Wenn ich so einen Satz lese, würde ich mich am liebsten direkt erhängen, bei soviel Heuchelei kommt mir einfach nur das Kotzen.

Bevor ich jetzt mit der richtigen Hasstriade beginne, vorweg:
Natürlich gibt es immer Ausnahmen und nicht jeden, der dieser Bürgerbewegung seine Unterschrift gegeben hat oder mit ihr sympathisiert, halte ich automatisch für einen Nazi.

Aber schauen wir uns doch mal die Fakten an:
Auf Facebook gibt es neben der Seite der offiziellen Bürgerbewegung eine privat eröffnete Seite, die sich gegen den Bau der Moschee wendet.
Diese Seite zählt zum aktuellen Zeitpunkt sage und schreibe 561 "Gefällt mir"-Angaben.
Sehen wir uns diese Seite doch mal genauer an, ein paar Auszüge aus den neueren Beiträgen:


"Morgen das Kreuz auf Listenplatz 23 machen..." [NPD; A.d.R.] 
"Leute... mir platzt der Kragen. [...] Nein, nicht alle Ausländer sind so... aber die, die sich nicht integrieren. [...] Macht am Sonntag den ersten Schritt um diesem Wahnsinn Einhalt zu gebieten und wählt die NPD"
"Das ist ein Witz oder? Schaut euch das Video mal ab Min. 1:40 an. Tut mir einen Gefallen und wählt am Sonntag nicht mehr CDU im Glauben sie wäre patriotisch... sie ist es nicht mehr! Wählt die NPD" 


Ich denke, dazu muss nichts mehr gesagt werden. Hier wird mehr als deutlich rechtes Gedankengut verbreitet und beworben. Wer diese Seite liked, muss sich darüber im Klaren sein, dass er sich hier mit Gegnern des Rechtsstaates identifiziert.
Und dafür gibt es in meinen Augen keinerlei Entschuldigung, wer die NPD wählt oder auch nur darüber nachdenkt, ist für mich ein dummer Mensch und hat in einer modernen, mitteleuropäischen Gesellschaft nichts zu suchen.

Die Bürgerbewegung ist natürlich wesentlich vorsichtiger, was solche klaren politischen Statements angeht. Trotzdem fand ich schon beim Klick auf das Profil des erstbesten Unterstützers geteilte Inhalte der AfD... wo war doch gleich der Unterschied zur NPD? Ach richtig, die AfD beherbergt ja keine Neonazis...

Nochmal zurück zu den Zahlen:
Es ist davon auszugehen, dass ein Großteil dieser Befürworter auch der Bürgerbewegung mit Freuden ihre Unterschrift gibt.
2400 Unterschriften auf - rechnen wir mal großzügig mit 75% Wahlberechtigten - 13500 Bürger.
Das sind schonmal satte 18%.
Bei davon 561 braunen kommen wir auf 4,2% potentielle NPD-Wähler.
"Nur" ein Prozent war es am Sonntag bei der Europawahl. Jetzt frage ich mich nur noch, aus was für einem Loch ich da komme...

Zu sehen, dass Freunde und Verwandte besagte Seiten mit "Gefällt-mir" markieren, macht mich zutiefst traurig und treibt mir die Fremd-Schamesröte ins Gesicht.


Jetzt hätte ich doch fast ein Argument vergessen:


"In der Türkei könnte man als Christ auch nicht einfach hingehen und eine Kirche in einer kleinen Stadt bauen." (Kein Wortlaut, sinngemäßer Inhalt)


Diese Leute beschweren sich dann natürlich auch noch über Erdogan und die miserable Lage der Grund- und Menschenrechte in der Türkei.
Und ihr wollt mir erzählen, ihr vertretet keine nationalsozialistische Meinung.
Fickt euch!








Samstag, 24. Mai 2014

vergangen

Vorweg: Ich schäme mich wirklich, dass ich so schlecht in das Blogger-Leben gestartet bin und die Sache hier direkt mal vernachlässigt habe. Grund dafür war teilweise, dass ich wirklich wenig Zeit hatte. Um ehrlich zu sein, gab es aber auch wenig, worüber ich unbedingt reden wollte.
Ich hatte einen Post über Patriotismus begonnen, weil ich ungewollt am Vortag in eine Diskussion darüber geraten bin. Nach ein paar Zeilen fiel mir auf, dass ich tatsächlich nicht die geringste Lust verspüre, über dieses Thema zu reden.
Das einzige, was mich wirklich täglich beschäftigt, sind dumme Menschen. Ein Post mit diesem Titel ist auch schon in Arbeit, bisher habe ich es aber nicht geschafft, das ganze zu verkaufen, ohne wirklich persönlich zu werden.
Aber zum heutigen Thema:

Die letzten Tage habe ich einige Dinge erlebt und gesehen, die mir geradezu Déjà-vu mäßig vorkamen. Manchmal reihen sich diese Momente, in denen die Vergangenheit mich einholt.
Ich genieße diese Zeiten und versuche Kraft aus ihnen zu schöpfen, denn sie zeigen mir, wer ich bin und was ich erreicht habe. Und das, obwohl es in der Regel keine schönen Erinnerungen sind.

In der letzten Woche habe ich viel Zeit am Hafen verbracht. Ich war zwei mal an meiner geliebten Aida und habe in Erinnerungen geschwelgt. Am liebsten hätte ich mich an Bord geschmuggelt und wäre einfach mitgefahren. Egal wo hin. Eine Auszeit würde mir gerade gut tun.
Nicht, dass es mir nicht gut geht, ich hätte einfach gerne etwas Zeit für mich. Weg vom Stress und vor allem weg von den Entscheidungen.

Trotz alledem fühle ich mich im Moment wirklich gut. Gestern fragte auch meine Mutter, ob es sein könne, dass ich in letzter Zeit besser gelaunt bin. Ich hasse es, wenn sie so etwas sagt, denn das zwingt mich dazu, darüber nachzudenken. Alles was ich möchte ist, zu genießen, wie es gerade ist.
Es fällt mir schwer, mit der Vergangenheit abzuschließen, wenn ich ständig in sie zurückgezogen werde. Dabei gibt es so viel, was ich endlich hinter mir lassen möchte.
Ein paar Leute sehen das wohl anders. Hin und wieder frage ich mich, wieso sie mir das antun.
Auch wenn eine Freundschaft endet, kann man sich doch gegenseitig den Gefallen tun und die Vergangenheit ruhen lassen.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Hallo Gegenwart

Ich habe es nun also auch geschafft - ich bin endlich im 21. Jahrhundert angelangt und habe meinen ersten, eigenen Blog erstellt! Abgefahren...
Zunächst war ich ganz schön erschrocken, als ich "Blogspot.com" in die Adressleiste meines Google-Browers eingab und - schwubs - auf einer Google-Seite landete. "Wollt ihr Hurensöhne mich verarschen, wie soll ich denn sonst auf diese gottverdammte Blogseite kommen?", frage ich mich. Doch es liegt kein Irrtum vor: Meine lieben monarchistischen Freunde von Google haben sich doch tatsächlich auch die Allmacht über das Online-Tagebuch der modernen gesellschaft unter den Nagel gerissen. Ich bin hin und weg.

Zum Glück bin ich bei diesem meinem Lieblingsverein bereits aktenkundig, sodass der Rest schnell geht. Abgesehen vom Design. Darum muss ich mich nochmal kümmern, meine Fresse sieht das scheiße aus - fast so, wie Uli Hoeneß.

Nun sitze ich hier also im Jahre 2014 anno domini, gemütlich in meinen Schreibtischstuhl versunken mit einer Tasse Kako und erfreue mich meines eigenen Lästerparadieses. Ich kann es kaum erwarten 'drauf los zu haten, was die Tasten hergeben! Alleine heute, im Zeitraum von 08:00 Uhr und 14:00 Uhr gingen mir mindestens 50 Menschen auf den Sack - also mehr als sonst, meine ich.